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Energiegeladene Vollblut-Musiker begeisterten ihr Publikum

 

Rock das Leben: Drei Bands überzeugten mit Qualität, Humor und Charme

 

Wer am 10. Juli nicht im Alten Schlachthof in Lingen war, hat etwas verpasst. Besser gesagt: viel verpasst. Drei Bands rockten um die Wette. Doch es war kein Wettbewerb, sondern ein bemerkenswertes Miteinander. Zum Schluss standen alle gemeinsam auf der Bühne und das Publikum hat bei „Rocking all over the world“ begeistert mitgesungen.

 

 

Mit 370 verkauften Karten war die Veranstaltung ausverkauft. Von Beginn an ließen sich die Konzertbesucher mitreißen. Als die Lingener Band „Shit Happens“ die Bühne betreten und ihre ersten Töne von sich gegeben hatte, ging es los. Es wurde mitgeklatscht, mitgesungen und es wurden Zugaben gefordert. Jede Band hatte ihre eigene Performance. Nichts war vergleichbar, weil jede ihre ganz eigene Qualität mitbrachte.

 

Rockig, ausdrucksstark, selbstbewusst und mit viel Gefühl

 

„Shit Happens“ gab sich als Rockcoverband und erzeugte mit ihren Stimmen und Instrumenten einen fantastischen Sound. Nicht nur „Let it be“, gesungen mit einer außergewöhnlichen Soulstimme, ging unter die Haut. Auch die Stücke von Queen, Revolverheld, Ray Charles, Rosenstolz und Frida Gold trafen ins Herz. Ein Grund war die Qualität, ein anderer die Bühnenpräsenz. Die zehn Bandmitglieder kommunizierten miteinander und mit dem Publikum. Humorvoll, selbstbewusst und mit natürlichem Charme. Einfach grandios. Keine Frontfrau. Kein Frontmann. Ein geniales Miteinander, bei dem die Stärken jedes Einzelnen zum Tragen kamen.

 

Mit „The Mix“ stürmten zwölf Vollblut-Musiker die Bühne. Dass es ihnen Spaß macht, auf der Bühne zu stehen, war nicht zu übersehen. Sascha zum Beispiel. Er ist der „beste Mundharmonikaspieler der Welt“ und hat offensichtlich Blues in den Adern. Er war die ganze Zeit in Bewegung und riss das Publikum mit. Alle Bandmitglieder sangen und bewegten sich größtenteils chorisch. Mit ihren selbst komponierten Stücken und eigenen Texten brachten „The Mix“ ihr Fühlen und Denken zum Ausdruck. Ihre Sicht auf die Welt, auf die Dinge und auf die Menschen. In ihren Liedern suchen sie nach Antworten auf viele Fragen: „Warum ist die Welt rund? Warum bin ich so, wie ich bin? Warum bist du so, wie du bist?“ Sie setzen sich mit gesellschaftlichen Normen kritisch auseinander. Und sie haben Ansprüche: „Lass mich so sein, wie ich bin!“  Was „The Mix“ deutlich formulierte, brachte „Shit Happens“ subtiler rüber, zum Beispiel mit dem Song „Wovon sollen wir träumen“ oder mit Rosenstolz-Stücken wie „Ich geh in Flammen auf“. Auch rockige Stücke wie den Queen-Klassiker „We will rock you“ spielten „Shit Happens“ gefühls- und ausdrucksstark.

 

Rudely Interrupted mit hoher Qualität und außergewöhnlicher Performance

 

Die australische Headliner-Band „Rudely Interrupted“ ließ den Saal weiter kochen. Der Sänger Rory Burnside gilt als Star der Gruppe. Doch er stellt niemanden in den Schatten. Seine Stimme ist genial, seine Performance eigenwillig und außergewöhnlich. Burnside ist der Ruhepunkt auf der Bühne. Um ihn herum ist Bewegung. Sam Beke spielt den Clown. Rohan Brooks, der Gründer der Band und Gitarrist, spielt mit während Josh Hogan mit seinem Schlagzeug eins zu werden scheint. Die Musiker liefern ein hohes Qualitätsniveau. Sie geben alles. Und geben sich natürlich. Sie lachen über sich selbst. Lachen mit ihrem Publikum. Einfach charmant.

 

Menschen mit Behinderung? Ach so, ja. Die meisten der insgesamt fast 30 Musiker haben eine Behinderung. Aber was tut das zur Sache? Nichts. Außer: Anders sein ist ganz normal.

 

Nach über vier Stunden geht ein Abend mit außergewöhnlichem Hörgenuss zu Ende. Die energiegeladenen Musiker zeigen auch bei ihrem gemeinsamen finalen Auftritt keine Müdigkeit. Sie rocken noch mal richtig ab. „Es hat Spaß gemacht. Es war grandios.“ Viel mehr können Frank Eichholt und Stefan Höge, die für das Christophorus-Werk als Mitveranstalter federführend an der Organisation beteiligt waren, nicht sagen. Sie hatten einen tollen Abend versprochen. Aber dass ihre und die Erwartungen des Publikums weit übertroffen worden sind, hat sie freudestrahlend und sprachlos gemacht. Eins noch: Frank Eichholt gab dem Konzert einen neuen Namen: „Rock das Leben 2012“ und warf die Frage auf, ob es ein „Rock das Leben 2013“ geben soll. Oder war es ein Versprechen?

 

Autor: Angela Neumann

Bild: Thomas Keuter

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